Geschichte

1910

Um die Jahrhundertwende entstanden in ganz Deutschland viele Sportvereine. Im Dresdner Osten gab es damals genauso begeisterte Sportler wie heute, obwohl die Bedingungen für den Sportbetrieb mit den heutigen nicht vergleichbar waren. Es wurde auf Höfen, Straßen oder wenig geeigneten Freiflächen Sport getrieben.Ein aus Lumpen zusammengebundener Ball musste die braune Lederkugel ersetzen. Die Begeisterung kannte aber keine Grenzen und es fanden zünftige Vergleichskämpfe zwischen einzelnen Straßenmannschaften statt.Sogenannte „wilde“ Vereine aus den damaligen Dresdner Bezirken Striesen, Blasewitz,Tolkewitz und Laubegast traten auf Bau-und Sandplätzen in sportlichen Wettstreit. Bald entstand das Bedürfnis, sich auch organisatorisch zusammenzuschließen. Am 1.Juni 1910 waren die Vorbereitungen so weit gediehen, das der Zusammenschluß von vier „wilden“ Vereinen zum Dresdner Sportverein 1910 erfolgte.

Vor den Eintragungen ins Vereinsregister wurde ein Statut aufgestellt. Der Charakter des Arbeitersportvereins „DSV 1910“ geht deutlich aus dem Paragraph 2 hervor: „ Der Verein bezweckt die Förderung der Volksgesundheit auf rein volkstümlicher proletarischer Grundlage zur Kräftigung des arbeitenden Volkes durch

  1. Pflege aller Leibesübungen
  2. Hebung des geistigen Wissens durch Vorträge und Versammlungen „

1911

Der DSV wollte durch den Fußball bekannt werden und damit für den Arbeitersport werben. Deshalb wurde als erstes eine Fußballabteilung gebildet. Bereits 1911 konnte der DSV den Bezirksmeistertitel von Dresden erringen, wodurch die Mannschaft auch über Sachsens Grenzen bekannt wurde. Die Heimspiele des DSV wurden die ersten zwei Jahre auf einem Bauplatz in Tolkewitz ausgetragen.

1912

Ab 1912 war ein Sandplatz in Laubegast,die „Sandwüste“, Heimstatt der DSV Fußballer.

1914

Der friedliche Wettstreit mit anderen Vereinen wurde jäh durch den ersten Weltkrieg unterbrochen. In vielen Karten und Briefen aus dem Felde kam zum Ausdruck, das die in der Heimat verbliebenen Sportler die Farben des Vereins hoch halten sollen. 22 Sportler des DSV mussten ihr Leben lassen.

1918

Ganze 33 Sportfreunde setzten das angefangene Werk der DSVer fort. Trotz vieler Schwierigkeiten in den Nachkriegsjahren gelang es der 1.Fußballmannschaft, bereits im Jahre 1920 Mitteldeutscher Meister zu werden.

1923-1924

Der Zuspruch der Dresdner Bevölkerung war durch die Erfolge gestiegen, und die „Laubegaster Sandwüste“war-wollte man vorwärts kommen-nicht mehr diskutabel. Die Frage nach einem neuen Sportplatz wurde immer dringender. Der Vorstand beschloß, vorerst einen B-Platz zu bauen. Dieser B-Platz wurde durch die Mitglieder und Freunde des Vereins in ca.6000 Arbeitsstunden im Jahre 1923 gebaut. 1924 erfolgte dann der erste Spatenstich für das „Stadion Dresden-Ost“. Jeder Sportfreund des Vereins verpflichtete sich zu einer wöchentlichen Arbeitsleistung von 5 Stunden. Der Aufruf an die Dresdner Arbeiter zur Mithilfe fand ein begeistertes Echo. Insgesamt wurden 72000 freiwillige unbezahlte Arbeitsstunden geleistet. Im Sommer 1925 war es dann endlich geschafft. Die Dresdner Arbeitersportler hatten sich eine eigene Heimstatt geschaffen. Vom 12.bis 19.Juli 1925 wurde das Stadion durch vielfältige Veranstaltungen eingeweiht.

1924-1928

Der Trainingsfleiß des DSV wurde 1924 im Spiel um den Kreismeistertitel Sachsens mit einem 6:0 Sieg über Leipzig-Stötteritz belohnt .Der Weg zum Bundesmeister im Arbeiter-Turn-und Sportbund war geebnet. Dem DSV gelang es auch im entscheidenden Spiel gegen „Stern Breslau“siegreich vom Platz zu gehen. Der Bann war gebrochen. In den Folgejahren 1925,1926 und 1927 wurde der Bundesmeistertitel erfolgreich verteidigt. Der Zuspruch zum DSV 1910 wurde bei der Dresdner Bevölkerung immer größer. Folgerichtig erhöhte sich die Mitgliederzahl auf 250 . Neben der Fußballabteilung entstanden Raffballmannschaften, eine Schießabteilung, Leichtathletengruppen, Billard-, Schach-und Gesangsabteilungen.

Von1924 bis 1928 spielten die Fußballer u.a.gegen Mannschaften aus Frankreich, England, Finnland, Belgien, Österreich, der Schweiz und der CSR. Am 25.08.1925 verfolgten 18000 Zuschauer im Stadion an der Hepkestraße das Spiel gegen eine Auswahl aus Charkow. Das Ignorieren des Spielverbotes des ATSB sollte für den Dresdner Sportverein noch Folgen haben. Der DSV 1910 wurde aus dem ATSB ausgeschlossen. Doch die ATSB Funktionäre hatten nicht mit einer solchen Solidarität der anderen Vereine gerechnet. Absichtlich wurden von mehreren Vereinen Spielabschlüsse mit dem DSV getätigt, die automatisch zum Ausschluss aus dem ATSB führten. Lawinenartig lichteten sich die Reihen des ATSB und so sah sich dieser gezwungen, das Urteil gegen den DSV 1910 rückgängig zu machen.

1929-1933

Die Zersplitterung der Arbeiterklasse und ihrer Parteien in den 20er Jahren blieb nicht ohne Auswirkungen auf die Arbeit der Sportvereine.1929 kam die arbeiterfeindliche Haltung des ATSB deutlich zum Ausdruck. Die KPD gründete die „Rote Sporteinheit“ und die SPD die „Bundestreuen“.Den Opportunisten im ATSB gelang es leider auch, den DSV 1910 in zwei Vereine zu spalten. Die „Bundestreuen“ spielten fortan auf dem B-Platz während die Mannschaft der „Roten Sporteinheit“im Stadion ihre Spiele austrug. Der langjährige Streit zwischen beiden Vereinen wurde 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten beendet.

1945-1948

Am 22.Juni 1945 fanden sich ca.100 Sportfreunde unter Leitung ehemaliger DSV Funktionäre im Sportheim des „ Stadions Ost“ zur Gründung der „SG Striesen“ zusammen. Die „SG Striesen“ entwickelte den Sportbetrieb zunächst auf kommunaler Ebene. Es entstanden die Sektion Fußball mit 4 Mannschaften,die Sektion Handball mit 2 Mannschaften sowie eine Sektion Boxen. Bereits Anfang Juli 1945 fand das erste Fußballspiel im „Stadion Ost“ statt. 1946 begannen die ersten Punktspiele der neugegründeten Dresdner Sport- gemeinschaften. Das Endspiel im Fußball-„Aufbauturnier“entschied am 6.Juli 1946 im Ostragehege die „SG Striesen“ mit 4:1 Toren gegen die „SG Löbtau“zu ihrem Gunsten. Damit wurden die Striesener Stadtmeister. Die Fußballjunioren erkämpften ebenfalls den Titel „Stadtmeister“. In den Jahren 1947/48 wurde der kommunale Sportbetrieb aufgelöst und die Sportgemeinschaften sogenannten Trägerbetrieben angegliedert. So entstand aus der „SG Striesen“ nunmehr die „ZSG Nagema“. Die 1.Fußballmannschaft konnte sich zwar nicht für die neugeschaffene Ostzonenliga qualifizieren doch spielte sie in der zweithöchsten Spielklasse, der Landesliga, eine führende Rolle.

1949-1989

Die Dresdner Zigarettenfabriken übernahmen 1949 unsere Sportgemeinschaft als Trägerbetrieb.Unter dem neuen Namen „BSG VVB Tabak“ vollzog die Sportgemeinschaft in den Folgejahren einen großen Aufschwung. Der damalige Hauptdirektor der VVB Tabak, Rudi Rätzer, hatte wesentlichen Anteil an der Verbesserung der materiellen Bedingungen für den Sportbetrieb. Ein Autobus für 18 Personen, ein Boxring und Tischtennisplatten konnten aus Mitteln des Betriebes angeschafft werden. Durch die Zuordnung zur Gewerkschaft „Nahrungs- und Genussmittel“ veränderte sich der Name der Sportgemeinschaft erneut. 1952 wurde die Sportgemeinschaft in „BSG Empor Tabak“ umbenannt. In den Folgejahren entwickelte sich unsere Sportgemeinschaft zu einer der größten Sportgemeinschaften der Stadt Dresden. Besonders die Sportlerinnen und Sportler der Sektion Kegeln (Sonderliga), Fußball (DDR-Liga) und Billard (DDR-Liga) machten unsere Sportgemeinschaft über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt. Unter dem Motto „Mach mit-bleib fit“ wurden im Volkssport die Werktätigen des Trägerbetriebes und die Bürger der angrenzenden Wohngebiete einbezogen. 1972 wurden erstmalig Betriebssportfeste gemeinsam mit den Patenwohngebieten organisiert. Diese erfreuten sich seither wachsender Beliebtheit. So nutzten während der 12.Betriebs- und Wohngebietsfestspiele im Juni 1985 mehr als 1900 Werktätige und Bürger die vielfältigen Möglichkeiten aktiver sportlicher Betätigung. Am 1.September 1981 übernahmen unser Trägerbetrieb „VEB Vereinigte Zigaretten- Fabriken Dresden“ und unsere „BSG Empor Tabak“ das Trainingszentrum Fußball auf der Salzburger Straße. Aus dem Fußballnachwuchs unserer Sportgemeinschaft gingen viele Spieler hervor, die sich später bei „Dynamo Dresden“ einen Namen machten. 1989 trieben ca. 2100 Sportlerinnen und Sportler in unserer Sportgemeinschaft in 12 Sektionen Sport.

1990 – heute

Mit der politischen Wende im Herbst 1989 Ostdeutschlands veränderten sich die Bedingungen für den Sportbetrieb wesentlich. Die finanzielle Unterstützung der Trägerbetriebe für die Betriebssportgemeinschaften fiel von heute auf morgen weg. Auch unser damaliger Trägerbetrieb, der VEB Vereinigte Zigarettenfabriken, kündigte alle bisherigen Unterstützungen betreffs der Finanzen und der Planstellen für die Sportarbeit. Betriebseigen Sportstätten wie die Kegelbahnen auf der Zwickauer Strasse und der Glashütter Strasse, der Billardraum und der Tischtennisraum auf der Zwickauer Strasse wurden der Sportgemeinschaft gekündigt. Der Sportplatz an der Hepkestrasse wurde an die Kommune zurückgegeben.

Am 27.Juni 1990 erfolgte auf der Mitgliederversammlung der BSG Empor Tabak im Speisesaal der Vereinigten Zigarettenfabriken der Neubeginn nach der Wende. Die Mitglieder beschlossen, den in Ehren gehaltenen Namen „DSV 1910“ anzunehmen. Die Sektion Fußball gründete einen eigenen Verein unter dem Namen „SG Striesen“. Die Mitglieder beschlossen eine Satzung und notwendige Beschlüsse zur Fortführung des Sportbetriebes im Dresdner Osten. Die bisherigen hauptamtlichen Mitarbeiter, Rainer Funk, Gerhard Reuther und Heike Hollstein erklärten ihre Bereitschaft den Verein ehrenamtlich zu leiten. Die Mitgliederversammlung wählte diese Funktionäre und beschloss durch Erhöhung der Mitgliedsbeiträge und der Suche nach Sponsoren den Sportbetrieb weiterhin finanziell abzusichern. 620 Mitglieder in den Abteilungen Billard, Handball, Kegeln, Fanfarenzug, Volleyball, Gymnastik und Yoga führten unter den veränderten Bedingungen ihren Sportbetrieb erfolgreich weiter.

Im Jahr 2020 trieben 343 Mitglieder in den Abteilungen Behindertensport, Billard, Kegeln, Volleyball und Gymnastik regelmäßig Sport.

Rainer Funk
– Vorsitzender –
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Vorsitzende unserer Sportgemeinschaft

Otto Nagel 1910 – 1949
Arthur Hennig 1949 – 1979
Rainer Funk 1979 –

Unsere Sportgemeinschaft in Zahlen

Jahreszahl Anzahl Mitglieder/Sektionen
1910 50 Mitglieder
1 Abteilung
(Fußball)
1918 33 Mitglieder
1 Abteilung
(Fußball)
1924 250 Mitglieder
7 Abteilungen
(Fußball,Raffball,Schießen,Leichtathletik,Billard,Schach,Gesang)
1945 100 Mitglieder
3 Sektionen
(Fußball,Handball,Boxen)
1950 600 Mitglieder
6 Sektionen
(Fußball,Handball,Boxen,Tennis,Tischtennis,Gymnastik)
1955 780 Mitglieder
8 Sektionen
(Fußball,Handball,Boxen,Tennis,Tischtennis,Gymnastik,Wandern,Ski)
1960 633 Mitglieder
7 Sektionen
(Fußball,Handball,Kegeln,Tischtennis,Wandern,Billard,
Gymnastik)
1965 870 Mitglieder
7 Sektionen
(Fußball,Handball,Kegeln,Tischtennis,Gymnastik,DWBO,Billard)
1970 1020 Mitglieder
6 Sektionen
(Fußball,Handball,Kegeln,Gymnastik,DWBO,Billard)
1975 1253 Mitglieder
7 Sektionen
(Fußball,Handball,Kegeln,Gymnastik,Billard,Leichtathletik,Volleyball)
1980 1645 Mitglieder
8 Sektionen
(Fußball,Handball,Kegeln,Gymnastik,Billard,Leichtathletik,Tischtennis,Spielleute)
1985 1945 Mitglieder
11 Sektionen
(Fußball,Handball,Kegeln,Gymnastik,Billard,Leichtathletik,
Tischtennis,Spielleute,Volleyball,DWBO,Versehrtensport)
1989 2100 Mitglieder
11 Sektionen
(Fußball,Handball,Kegeln,Gymnastik,Billard,Leichtathletik,
Spielleute,Volleyball,Versehrtensport,Allg.Sportgruppen,Yoga)
1990 620 Mitglieder
7 Abteilungen
(Billard,Handball,Kegeln,Fanfarenzug,Volleyball,Gymnastik,Yoga)
1995 620 Mitglieder
7 Abteilungen
(Billard,Handball,Kegeln,Fanfarenzug,Volleyball,Gymnastik,Yoga)
2000 522 Mitglieder
7 Abteilungen
(Behindertensport,Billard,Handball,Kegeln,Volleyball,Gymnastik,Yoga)
2005 528 Mitglieder
7 Abteilungen
(Behindertensport,Billard,Handball,Kegeln,Volleyball,Gymnastik,Yoga)
2010 512 Mitglieder
7 Abteilungen
BHS, Billard, Handball, Kegeln, Volleyball, Gymnastik, Yoga
2020 343 Mitglieder
5 Abteilungen
BHS, Billard, Kegeln, Gymnastik, Volleyball